"Radio-Vincenz": Jetzt funkt es wieder in der Heimatstadt
Samstag, 21. Januar 1995, Nummer 18
NRZ Oberhausen
"Radio-Vincenz": Jetzt funkt es wieder in der Heimatstadt
Morgen ist Premiere im Studio des Altenpflegeheimes "Haus Alexandra"
Von KLAUS MÜLLER (Text) und RICHARD OERTEL (Fotos)
"Hurra, wir leben noch !": Eigentlich müsste ja morgen um 10.15 Uhr dieses Lied aus den Lautsprechern des privaten Altenheims "Haus Alexandra" an der Helmholtzstraße zu hören sein. Die rund 100 dort lebenden Senioren würden vielleicht Milva erkennen, dass gerade dieser Titel aber ganz besondere Bedeutung für das dreiköpfige Team von "Radio-Vincenz" hätte, das können sie nicht wissen. Der 1976 gegründete, ehrenamtlich arbeitende und alle 14 Tage sonntags zwischen 10.15 und 11;45 Uhr live auf Sendung gehende Altenheim-Sender schreibt erneut Geschichte: Neben einem vergleichbaren, wöchentlichen Projekt namens "Radio Schräges O. - Wochenend und Sonnenschein" in der städtischen Elly-Heuss-Knapp-Stiftung mit knapp 700 Zuhörern ist "Radio Vincenz" nach fast achtjährigem Intermezzo in der näheren Umgebung ab sofort wieder in der Heimatstadt als zweiter Senioren-Sender "on air" - hausintern, versteht sich. 1976 ins Leben gerufen, sendete "Radio-Vincenz" an 271 Sonntagvormittagen ehrenamtlich produzierte und live moderierte Programme zur Freude der rund 100 Bewohnerrinnen und Bewohner des Vincenz-Hauses an der Grenzstraße. Prominenz gab sich "die Klinke in die Hand". Eine Klinke leider, für deren Türschloss das Team keinen eigenen Schlüssel hatte. Oftmals mussten Sendungen unverhofft ausfallen, weil man keinen Einlass fand. Als dann eine eingeladene und angekündigte Abordnung vom WDR-Landesstudio Essen unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wurde, kam nach elf Jahren das freiwillige "Aus". Doch Helga und Jürgen Sanders sowie Mitarbeiter Hans-Josef (Bobbo) Bongard machten weiter - in Altersheimen von Nachbarstädten. "Wir verstanden uns fortan als mobile Einrichtung, um möglichst vielen betagten Menschen Freude zu bereiten", erzählt Sanders. Doch mit zunehmender Sendungszahl wuchs auch der Wunsch, noch vor dem Erreichen des 20jährigen Jubiläums die Wanderschaft zu beenden und wieder in Oberhausen Programm zu machen. "Er war Feuer und Flamme, als er von "Radio-Vincenz" hörte", erinnert sich der Hobby-Funker gerne an das erste Gespräch mit dem Investor und Leiter des privaten Altenpflege-Heimes "Haus Alexandra", dem in Düsseldorf praktizierenden Arzt Dr. Ernst Elek. Es konnte weitergehen. Auf rund 15 Quadratmetern Fläche entstand nun in einem schmucken Kellerraum das neue "Studio 1" von "Radio-Vincenz", aus dem ab und an sogar selbst erstellte Video- oder beliebte Kino-Filme als "Radio-Vincenz TV-Programm ausgestrahlt werden. Wenn morgen die Erkennungsmelodie abgefahren wird, dürfte es bei Helga, Jürgen und Bobbo wieder mächtig kribbeln: Die ersten Testsendungen kamen bei den Bewohnerrinnen und Bewohnern bestens an, Musikwünsche gingen ein, eine eigene Radiozeitung fand reißenden Absatz - und jetzt "Rotlicht": Sendung Nummer 379, und "no- men est omen": "Spaß, Musik und gute Laune" gehen 90 Minuten lang live in alle Zimmer. Noch 24 Sendungen stehen '95 auf dem Programm: Studiogäste werden eingeladen, bei der "Geburtstagsparty" ertönen die Namen aller hausinternen Jubilare, Schellack-Schätzchen gibt's bei der "Senioren-Discothek" und Heino & Co. im "Folklore-Express". 19 Jahre ehrenamtlichen Schaffens - und ein Ende ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Zum 20jährigen wollen Jürgen Sanders und "Radio Vincenz" richtig aufdrehen. Woher man diese Kraft nimmt, das weiß der Chef genau -und zeigt auf ein Sprichwort von Günther Baruschke an frisch gestrichener Studiowand:
"Alte Leute sind junge Menschen, die zufällig vor dir älter wurden!"
NRZ Oberhausen
"Radio-Vincenz": Jetzt funkt es wieder in der Heimatstadt
Morgen ist Premiere im Studio des Altenpflegeheimes "Haus Alexandra"
Von KLAUS MÜLLER (Text) und RICHARD OERTEL (Fotos)
"Hurra, wir leben noch !": Eigentlich müsste ja morgen um 10.15 Uhr dieses Lied aus den Lautsprechern des privaten Altenheims "Haus Alexandra" an der Helmholtzstraße zu hören sein. Die rund 100 dort lebenden Senioren würden vielleicht Milva erkennen, dass gerade dieser Titel aber ganz besondere Bedeutung für das dreiköpfige Team von "Radio-Vincenz" hätte, das können sie nicht wissen. Der 1976 gegründete, ehrenamtlich arbeitende und alle 14 Tage sonntags zwischen 10.15 und 11;45 Uhr live auf Sendung gehende Altenheim-Sender schreibt erneut Geschichte: Neben einem vergleichbaren, wöchentlichen Projekt namens "Radio Schräges O. - Wochenend und Sonnenschein" in der städtischen Elly-Heuss-Knapp-Stiftung mit knapp 700 Zuhörern ist "Radio Vincenz" nach fast achtjährigem Intermezzo in der näheren Umgebung ab sofort wieder in der Heimatstadt als zweiter Senioren-Sender "on air" - hausintern, versteht sich. 1976 ins Leben gerufen, sendete "Radio-Vincenz" an 271 Sonntagvormittagen ehrenamtlich produzierte und live moderierte Programme zur Freude der rund 100 Bewohnerrinnen und Bewohner des Vincenz-Hauses an der Grenzstraße. Prominenz gab sich "die Klinke in die Hand". Eine Klinke leider, für deren Türschloss das Team keinen eigenen Schlüssel hatte. Oftmals mussten Sendungen unverhofft ausfallen, weil man keinen Einlass fand. Als dann eine eingeladene und angekündigte Abordnung vom WDR-Landesstudio Essen unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wurde, kam nach elf Jahren das freiwillige "Aus". Doch Helga und Jürgen Sanders sowie Mitarbeiter Hans-Josef (Bobbo) Bongard machten weiter - in Altersheimen von Nachbarstädten. "Wir verstanden uns fortan als mobile Einrichtung, um möglichst vielen betagten Menschen Freude zu bereiten", erzählt Sanders. Doch mit zunehmender Sendungszahl wuchs auch der Wunsch, noch vor dem Erreichen des 20jährigen Jubiläums die Wanderschaft zu beenden und wieder in Oberhausen Programm zu machen. "Er war Feuer und Flamme, als er von "Radio-Vincenz" hörte", erinnert sich der Hobby-Funker gerne an das erste Gespräch mit dem Investor und Leiter des privaten Altenpflege-Heimes "Haus Alexandra", dem in Düsseldorf praktizierenden Arzt Dr. Ernst Elek. Es konnte weitergehen. Auf rund 15 Quadratmetern Fläche entstand nun in einem schmucken Kellerraum das neue "Studio 1" von "Radio-Vincenz", aus dem ab und an sogar selbst erstellte Video- oder beliebte Kino-Filme als "Radio-Vincenz TV-Programm ausgestrahlt werden. Wenn morgen die Erkennungsmelodie abgefahren wird, dürfte es bei Helga, Jürgen und Bobbo wieder mächtig kribbeln: Die ersten Testsendungen kamen bei den Bewohnerrinnen und Bewohnern bestens an, Musikwünsche gingen ein, eine eigene Radiozeitung fand reißenden Absatz - und jetzt "Rotlicht": Sendung Nummer 379, und "no- men est omen": "Spaß, Musik und gute Laune" gehen 90 Minuten lang live in alle Zimmer. Noch 24 Sendungen stehen '95 auf dem Programm: Studiogäste werden eingeladen, bei der "Geburtstagsparty" ertönen die Namen aller hausinternen Jubilare, Schellack-Schätzchen gibt's bei der "Senioren-Discothek" und Heino & Co. im "Folklore-Express". 19 Jahre ehrenamtlichen Schaffens - und ein Ende ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Zum 20jährigen wollen Jürgen Sanders und "Radio Vincenz" richtig aufdrehen. Woher man diese Kraft nimmt, das weiß der Chef genau -und zeigt auf ein Sprichwort von Günther Baruschke an frisch gestrichener Studiowand:
"Alte Leute sind junge Menschen, die zufällig vor dir älter wurden!"
frotzel - 17. Jan, 23:56